Aller Anfang ist schwer, aller Anfang ist Krysta.
Vor allem ist der Anfang friedlich, voller Harmonie und Humor. Es gibt Stress mit Hühnern, verunstaltete Kürbisfelder, halbstarke Jungs und um die Wette hüpfende Mädchen. Deshalb starte ich auf eben diese Weise in das erste Kapitel, einer später noch voll mit Abenteuer, Kampf und Drama gefühlter Handlung. Die besagten Mädchen führen den Leser durch das idyllische Dorf, in dem sie einige seiner auch im Spiel bekannteren Bewohner aufsuchen und sich auf eine sehr nervtötende Art und Weise nach dem Verbleib des Hauptprotagonisten Ark erkunden. Ihr erstes Opfer ist der stets grummelnde Fischer Erik, dem es so gar nicht passt, dass seine Fische von den beiden kleinen Gören in die Flucht getrieben werden.
Erik ist der letzte verbliebene echte Fischer Krystas. Eine Institution. Der Einzige, der zwischen dem Hungertod und einem ewigen Leben, gespeist mit Obst, Gemüse und Brot steht. Der wichtigste Teil der Gemeinschaft, ohne den alles in sich zusammenbrechen würde. Von allen gebraucht und dennoch nie so geschätzt, wie er es verdient hätte. Zumindest sieht er sich so und wer nicht auf seinen Freitagsfisch verzichten möchte, sollte dem auch keine Widerrede erteilen. Natürlich gibt es noch manch einen anderen, der eine viel zu kurze Angelleine bemüht in das Wasser wirft. Mit einem absolut ungeeigneten Köder natürlich. An der falschen Stelle und lautstark alle Fische vertreibend. So sagt es zumindest Eriks Blick, wenn er mal wieder stolz die alte Holzbrücke am Fluss überquert und die Hobbyangler keines Blickes würdigt. Die Holzbalken knarren laut unter seinen schweren Füßen auf, sodass ein jeder Angler weiß, dass der große Erik hinter ihm vorbeizieht. Niemandes Stiefel sind nasser, schmutziger und mit mehr Moos behangen als seine. Niemand hat eine längere Angel und Angelschnur. Kein Köder ist so Fische bezirzend wie jene, die Erik aus den tiefsten Löchern ausgräbt. All dies interessiert die beiden knapp einen Meter kleineren Zwillinge aber kein bisschen.
„Du kannst uns also nicht weiterhelfen!? – Kannst und also nicht helfen!?“, versuchen es die Mädchen ein letztes Mal.
„Ihr könnt mir helfen und schauen, dass ihr Land gewinnt. Ist mir egal, wo dieser Bursche sich herumtreibt. Fragt Melina. Er hängt ihr doch ständig am Rockzipfel“, poltert Erik nun sichtlich genervt und wendet sich mit einer wegwischenden Geste ab.
Die beiden Mädchen machen eine kurze Pause und blicken sich kurz bestätigend an.
„Uuund du weißt nicht zufällig, wo wir Melina finden? – Wo wir Melina finden, weißt du nicht, oder?“
Erik reißt die Augen weit auf und dreht sich bedrohlich langsam zu den Mädchen um. Die Angelroute knackst gut hörbar unter dem Druck seiner geballten und rotweiß angelaufenen Faust. Seine Nüstern bewegen sich auf und ob und seine durch die Sonne bereits gut gebräunte Haut wird zunehmen lila-rot.
„Meli…“, setzt dieser zu sagen an.
„Ich habe eine Idee, Wendy. Wir können Melina fragen.“ „Ja, wollte ich auch gerade sagen. Lass uns Melina fragen.“
Mit einem Ruck wenden sich die Mädchen von Erik ab und rennen zurück Richtung Ortsmitte. Erik nimmt einen tiefen Atemzug und lockert seine Finger. Ein prüfender Blick auf den Angelhaken und mit einem beherzten Schwu…
„Ist Melina hier vorbeigekommen – Hast du Melina gesehen?“ Mit einem hohen quiekenden Ton schreckt Erik zusammen und blickt neben sich hinunter. Die Zwillinge sind wieder zurück und starren ihn fragen an.
„Hast du das eben auch gehört“, fragt Weberin Anika ihren Mann.
„Ich glaube nicht, nein. War was?“, antwortet Emil.
„Es kam mir gerade so vor, als hätte ich jemanden schreien gehört. Seltsam“, wundert sich die Weberin noch, macht dann aber mit ihrer Arbeit weiter.
Der Übergang zur Weberei leitet die nächste Szene in einer Reihe zahlreicher Eskapaden ein, für die sich Ark am Kapitelende zu verantworten hat, wenn eine sichtlich aufgebrachte Weberin lautstark beim Dorfweisen, über den ihm Schutzbefohlenen Ark beschwert. Dieser befreit Ark unerwarteterweise aus seiner misslichen Lage, verdonnert ihn jedoch zur Strafarbeit in Jenos Mühle, die dem aufmerksamen Spieler ebenfalls noch im Gedächtnis verblieben sein dürfte.
Doch das friedliche, nur von gelegentlichen Meinungsverschiedenheiten und jugendlichen Tollereien getrübte Miteinander soll schon bald eine bittere Wendung erfahren, in der nicht bloß das Schicksal Krystas auf dem Spiel steht und wir uns auf eine lange Reise voller Gefahren und Wunder begeben.